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Muskelabbau ab 30: Warum jeder frühzeitig gegensteuern sollte

Frau die in die Luft springt

Muskelabbau ab 30: Warum jeder frühzeitig gegensteuern sollte

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Der Verlust von Muskelmasse betrifft nicht nur ältere Menschen – er beginnt deutlich früher, als die meisten vermuten. Bereits ab dem 30. Lebensjahr kommt es zu einem natürlichen Rückgang der Muskulatur, wenn nicht aktiv gegengesteuert wird. Dieser Prozess verläuft anfangs schleichend und bleibt lange unbemerkt. Doch über die Jahre kann daraus ein echter Risikofaktor für Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität werden.

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In diesem Artikel geht es darum, warum Muskelabbau schon in jungen Jahren beginnt, wie sich erste Anzeichen zeigen – und vor allem, was sich im Alltag tun lässt, um den Verlust zu verlangsamen oder sogar umzukehren.

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Warum der Körper ab 30 Muskelmasse verliert

Bereits ab dem dritten Lebensjahrzehnt beginnt der Körper, schleichend Muskelmasse zu verlieren – im Schnitt etwa 3–8 % pro Jahrzehnt. Dieser altersbedingte Prozess wird als Sarkopenie bezeichnet. Er beschreibt die fortschreitende Abnahme von Muskelmasse, Muskelkraft und Muskelqualität, die mit steigendem Alter zunimmt und ab dem 60. Lebensjahr deutlich an Tempo gewinnen kann. Anfangs bleibt die Veränderung meist unbemerkt, da sich Alltagsfunktionen nur langsam verändern. Die europäische Arbeitsgruppe für Sarkopenie bei älteren Menschen (EWGSOP) definiert Sarkopenie heute nicht nur über den Muskelverlust, sondern auch über eingeschränkte Muskelkraft und körperliche Leistungsfähigkeit – z. B. beim Gehen, Treppensteigen oder Aufstehen.

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Die Ursachen für Sarkopenie sind multifaktoriell: Neben hormonellen Veränderungen und einer verringerten Muskelproteinsynthese spielen Bewegungsmangel, unzureichende Eiweißzufuhr, chronische Entzündungsprozesse und bestimmte Erkrankungen eine Rolle. Auch psychische Faktoren wie Stress und Schlafmangel sowie der natürliche Alterungsprozess des neuromuskulären Systems tragen dazu bei, dass Muskelmasse kontinuierlich abnimmt, wenn nicht aktiv gegengesteuert wird.

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Hinweis: Was ist Sarkopenie genau?

Der Begriff Sarkopenie wurde ursprünglich verwendet, um den altersbedingten Verlust von Muskelmasse zu beschreiben. Heute umfasst er laut der EWGSOP2-Leitlinie (European Working Group on Sarcopenia in Older People) auch die Abnahme von Muskelkraft und körperlicher Leistungsfähigkeit – also z. B. Schwierigkeiten beim Aufstehen, Treppensteigen oder längeren Gehen.

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Die Diagnose basiert nicht nur auf der Menge an Muskulatur, sondern auch auf deren Funktion. Entscheidend sind dabei Tests wie Handkraftmessung, Gehgeschwindigkeit und bildgebende Verfahren zur Bestimmung der Muskelmasse. (vgl. Cruz-Jentoft et al., 2019)

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Was Muskelabbau für Gesundheit und Alltag bedeutet

Muskeln sind weit mehr als ein ästhetisches oder sportliches Thema. Sie sind entscheidend für zahlreiche alltägliche Funktionen – vom Gehen und Tragen bis hin zur Körperhaltung und Stoffwechselregulation. Wenn Muskelmasse verloren geht, sinkt nicht nur die Kraft, sondern auch die Ausdauer. Selbst einfache Bewegungen wie das Treppensteigen, das Heben von Einkäufen oder längeres Gehen können mit der Zeit anstrengender werden.

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Zudem beeinflusst die Muskulatur auch den Stoffwechsel. Ein geringerer Muskelanteil führt zu einem reduzierten Grundumsatz – das heißt, der Körper verbrennt weniger Kalorien in Ruhe. Das begünstigt eine Gewichtszunahme, insbesondere in Form von viszeralem Fett, das hormonell aktiv ist und Entzündungsprozesse im Körper fördert. Hinzu kommt: Weniger Muskelmasse bedeutet ein höheres Risiko für Stürze, Gelenkprobleme und langfristig auch für chronische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Osteoporose.

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Erste Anzeichen – worauf man achten sollte

Der schleichende Muskelabbau bleibt in den ersten Jahren oft unbemerkt. Dennoch gibt es einige Warnsignale, auf die man achten kann. Wer bei alltäglichen Aktivitäten schneller erschöpft ist als früher oder das Gefühl hat, sich langsamer zu erholen, sollte genauer hinschauen. Auch das Nachlassen der Kraft – zum Beispiel beim Tragen von Getränkekisten, beim Aufstehen vom Boden oder beim Sport – kann auf eine beginnende Sarkopenie hinweisen.

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Ein weiteres Anzeichen ist ein ungewollter Gewichtsverlust ohne gezielte Diät – oft resultierend aus Muskelmasse, nicht aus Körperfett. Auch Muskelkater nach gewöhnlichen Bewegungen oder ein Gefühl von „Schlappheit“ in den Beinen können erste Hinweise sein. Diese Veränderungen sind nicht immer dramatisch, aber langfristig spürbar – vor allem, wenn keine Gegenmaßnahmen getroffen werden.

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So lässt sich Muskelabbau gezielt stoppen – oder sogar umkehren

Die gute Nachricht: Muskelabbau ist kein unausweichliches Schicksal. Mit gezieltem Verhalten lässt sich der Verlust verlangsamen – und in vielen Fällen sogar umkehren. Entscheidend sind drei Säulen: Bewegung, Ernährung und Regeneration.

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Bewegung & Training

Am effektivsten ist gezieltes Krafttraining, das regelmäßig und angepasst durchgeführt wird. Bereits zwei bis drei Einheiten pro Woche reichen aus, um Muskelmasse zu erhalten oder wieder aufzubauen. Dabei muss es nicht um intensives Fitnessstudio-Training gehen – auch funktionelles Training mit dem eigenen Körpergewicht oder Widerstandsbändern kann sehr effektiv sein.

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Wichtig ist, die Trainingsreize regelmäßig zu setzen und möglichst viele Muskelgruppen zu aktivieren. Ergänzend sollte der Alltag möglichst aktiv gestaltet werden: Treppensteigen statt Aufzug, kurze Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad, bewusstes Tragen statt Rollen – all das setzt wichtige Reize für die Muskulatur.

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Ernährung

Die zweite Säule ist eine ausreichende Eiweißzufuhr, idealerweise verteilt auf alle Hauptmahlzeiten. Studien zeigen, dass ältere Erwachsene oft zu wenig Protein aufnehmen – was den Muskelabbau beschleunigt. Dabei kommt es nicht nur auf die Menge, sondern auch auf die Qualität der Proteine an.

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Besonders wichtig ist die Zufuhr der essentiellen Aminosäuren, insbesondere Leucin, das als Schlüsselsubstanz für die Aktivierung der Muskelproteinsynthese gilt. Auch Mikronährstoffe wie Vitamin D, Magnesium und Zink unterstützen die Muskelfunktion und sollten in ausreichender Menge vorhanden sein – entweder über die Ernährung oder bei Bedarf ergänzt.

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Schlaf & Regeneration

Nicht zuletzt spielt Erholung eine zentrale Rolle im Erhalt der Muskulatur. Muskelaufbau findet nicht während des Trainings, sondern in der anschließenden Ruhephase statt. Wer dauerhaft zu wenig oder schlecht schläft, schwächt seine Regenerationsfähigkeit – und damit auch die Muskelbildung.

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Ein regelmäßiger Schlafrhythmus, gute Schlafqualität und gezielte Pausen nach körperlicher Belastung tragen entscheidend dazu bei, dass der Körper neue Muskulatur aufbauen und bestehende erhalten kann. Gerade im Zusammenspiel mit Training und Ernährung ist dies ein oft unterschätzter, aber zentraler Faktor.

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Fazit: Frühes Gegensteuern bringt langfristige Vorteile

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Muskelabbau beginnt früher, als viele vermuten – oft schon ab dem dritten Lebensjahrzehnt. Zwar verläuft dieser Prozess anfangs unauffällig, doch er hat weitreichende Folgen für Kraft, Beweglichkeit, Stoffwechsel und Gesundheit im Alter. Muskelmasse ist nicht nur für sportliche Leistung wichtig, sondern auch für grundlegende körperliche Funktionen, Verletzungsprophylaxe und ein aktives, selbstbestimmtes Leben.

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Wer frühzeitig aktiv wird, kann diesem natürlichen Verlust effektiv entgegenwirken. Schon mit einfachen Maßnahmen wie regelmäßigem Krafttraining, einer proteinreiche Ernährung und ausreichend Regeneration lassen sich Muskeln erhalten und sogar neu aufbauen – unabhängig vom Alter. Je früher man beginnt, desto leichter fällt es, Muskulatur langfristig zu stabilisieren.

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Muskelgesundheit ist damit ein zentraler Baustein für ein vitales Leben – heute und in Zukunft. Bewusstes Handeln im Alltag kann dazu beitragen, körperlich leistungsfähig zu bleiben, Stürzen und chronischen Erkrankungen vorzubeugen und die Lebensqualität bis ins hohe Alter zu sichern.

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Quellen:

  • Cruz-Jentoft AJ et al. (2019). Sarcopenia: revised European consensus on definition and diagnosis. Age and Ageing, 48(1), 16–31.
    DOI: 10.1093/ageing/afz046

  • Wilkinson DJ et al. (2018). Age-related anabolic resistance of muscle protein metabolism is exacerbated by physical inactivity. Journal of Physiology, 596(24), 6119–6131. https://doi.org/10.1210/jc.2017-00869
  • Deutz NE et al. (2014). Protein intake and exercise for optimal muscle function with aging: Recommendations from the ESPEN Expert Group. Clinical Nutrition, 33(6), 929–936.
    DOI: 10.1016/j.clnu.2014.04.007
  • Moore DR et al. (2015). Protein ingestion to stimulate myofibrillar protein synthesis requires greater relative protein intakes in healthy older versus younger men. The Journals of Gerontology: Series A, 70(1), 57–62.
    DOI: 10.1093/gerona/glu103

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Image Credits: Foto von Maksim Goncharenok: https://www.pexels.com/de-de/foto/gesund-blau-sommer-fruhling-4348638/


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